Das HPT Verlagsportal integriert Lernplattformen, E-Books und Shop auf Drupal. Open Source statt kommerzielle Lösungen für Datenkontrolle und Flexibilität.
Zusammenfassung
Das HPT Verlagsportal vereint Lernplattform, E-Books und Webshop auf einer Drupal-Plattform. Die bewusste Entscheidung für klassische monolithische Architektur statt teurer decoupled Lösung ermöglicht kosteneffiziente Umsetzung für KMU mit vollständiger Datenkontrolle.
Überblick
Das Online-Portal des Schulbuchverlags integriert zwei Plattformen für Unterrichts- und Lernunterlagen für Schüler:innen und Lehrpersonen, das E-Book-Ökosystem des Verlags, ein Tool zum Erstellen von Prüfungsunterlagen und Arbeitsblättern, eine mobile App für Vokabeltraining sowie einen Webshop auf einer einheitlichen Drupal-Plattform.
Eine SOLR-basierte Suche im umfangreichen Verlagsprogramm und im Trainingsmaterial sowie Single-Sign-On über einen zentralen Identity Provider gewährleisten ein konsistentes und performantes Nutzererlebnis über alle Bereiche hinweg.
Entgegen dem Branchentrend zur verstärkten Integration kommerzieller Lösungen internationaler Konzerne setzt der Verlag bewusst auf Open Source und behält damit die vollständige Kontrolle über Daten, Architektur und Erweiterbarkeit.
Mit der bewussten Wahl der klassischen Architektur ist es in diesem Projekt gelungen, für einen Auftraggeber aus dem KMU-Bereich eine anspruchsvolle und doch kosteneffiziente Lösung umzusetzen.
Mit dem Auslaufen von Drupal 7 kam die Kritik auf, dass sich die Entwicklung des Frameworks primär an Enterprise-Kunden mit umfangreichen Budgets orientiert. Für den Relaunch wurde daher auf klassische, monolithische Drupal-Architektur (Drupal Theme-Layer/Twig) anstelle einer entkoppelte Architektur gesetzt. Diese Entscheidung reduzierte die Komplexität und den Grund-Aufwand weil Core-Features wie Caching, Block-Placement, Views, Menüs, Form-Handling, Zugangskontrolle „out of the box“ genutzt werden konnten, anstatt diese über eine API nachzubilden. Dieser Ansatz hielt trotz kurzer Time-to-Market-Anforderungen die Implementierungskosten im Rahmen.
Über das Projekt
Der Verlag bietet auf seiner Online Plattform neben Neuigkeiten und allgemeinen Informationen zum Unternehmen auch eine E-Commerce Plattform für Schulbücher, digitale Lehr- und Unterrichtsmaterialien für Lehrende, Lern- und Übungsmaterialien für Schüler:innen sowie E-Books, digitale Schulbücher und laufend erweiterte Zusatzmaterialien.
Das Unternehmen betreibt zwei Lernplattformen parallel: eine selbst entwickelte Drupal-Lösung, die mit Webshop und Lehrmaterialien integriert ist, und eine zweite, nicht quelloffene Plattform. Da beide Systeme unterschiedliche Inhaltsformate verwenden, scheiterte eine Zusammenführung bislang am Aufwand für die Migration der über Jahre von verschiedenen Autor:innen erstellten Inhalte und Materialien.
Alle Systeme des Verlags - die Website selbst, die E-Book- und Lernplattformen, Handy Apps für Vokabeltraining, sowie ein Tool zum Generieren von Prüfungen - greifen auf eine gemeinsame Benutzerbasis über einen zentralen Identity Provider - eine Drupal Instanz als Simple OAuth2 & OpenID Connect Server - zu, wodurch Rollen, Berechtigungen und der Zugriff auf Lehr‑ und Lernmaterialien konsistent und sicher gesteuert werden.
Im Lektorat, im Serviceteam und im Verkauf werden Inhalte, Schulbücher, Produktdaten und Bestellungen täglich in einer vom Verlag selbst entwickelten Fachanwendung gepflegt und über definierte Schnittstellen und Migration Pipelines in das Drupal-System übertragen. Dort werden die externen Daten in strukturierten Entitäten (z.B. Schulbücher, News, Lehr- und Lernmaterialien, Zusatzmaterialien, Schultypen, Produktvarianten) transformiert. Die Veröffentlichung erfolgt ausschließlich aus Drupal heraus, sodass das interne Content Management Tool selbst nicht öffentlich zugänglich sein muss. Dadurch bleibt die Hoheit über sensible Redaktions-, Service- und Verkaufsdaten gewahrt, während die Website stets mit verlässlichen, synchronisierten Inhalten versorgt wird.
Die Drupal-Entitäten verknüpfen Lernmaterialien, Bücher und Shop-Produkte miteinander und übersetzen interne Arbeitsabläufe in benutzerfreundliche Prozesse. Gedruckte Links und QR-Codes aus Büchern bleiben funktionsfähig und führen Nutzer zuverlässig zu digitalen Zusatzmaterialien.
Search API in Kombination mit einem SOLR Server ermöglicht performante, facettierte Recherchen im Verlagsprogramm, Zusatzmaterialien und Produkten.
Drupal Commerce bildet rollensensitive Preis‑ und Zugriffsszenarien ab und zeigt je nach Benutzerrolle unterschiedliche Preise und Inhalte an. Schüler sehen Lernmaterialien und Übungsbeispiele, während Lehrende zusätzlich Zugang zu Lösungsheften, Schularbeitsbeispielen und Arbeitsblättern haben. Schulbücher sind teilweise über die Österreichische Schulbuchaktion kostenlos für Lehrende zu beziehen oder können von Eltern und Schüler:innen im Shop gekauft werden.
Unser besonderer Dank gilt der Verlagsleitung und der Marketingabteilung des Verlags. Nach Jahren der vertrauensvollen Zusammenarbeit werden wir nicht nur als externe Berater und Dienstleister, sondern als Bestandteil des Kernteams wahrgenommen.
Der respektvolle und wertschätzende Umgang auf allen Ebenen, die effiziente und transparente Kommunikation sowie die Einbindung in alle strategischen Überlegungen machen die Partnerschaft mit dem Verlag HPT zu etwas Besonderem für uns. Wir schätzen es sehr, dass unsere Expertise nicht nur gehört, sondern aktiv in die Planungsprozesse einbezogen wird.
Der Relaunch führte ein frisches, modernes Design sowie eine überarbeitete Struktur ein, die konsequent an die neue Corporate Identity angepasst wurde. Barrierefreiheit ist heute keine optionale Zusatzfunktion mehr, sondern eine verpflichtende Vorgabe gemäß EU-Verordnung. Das neu entwickelte Theme der Plattform setzt vollständig responsive Layouts um, die eine optimale Nutzererfahrung auf Smartphones, Tablets und Desktop-Geräten gewährleisten, wobei aktuelle Barrierefreiheitsstandards gemäß WCAG 2.1 AA umfassend berücksichtigt werden. Für das Jahr 2026 ist eine Accessibility-Roadmap geplant, die die Einhaltung der strengeren WCAG 2.1 AAA-Konformität sicherstellen soll.
Von Benutzerinnen und Benutzern wurde in der Vergangenheit oft die schlechte Performance der Suche im Verlagsprogramm während Spitzenzeiten bemängelt. Die langsame SQL-Suche wurde durch einen performanten SOLR Server abgelöst, der kürzere Ladezeiten und besseres Ranking der Suchergebnisse und damit eine verbesserte User Experience liefert.
Die Lernplattform wurde ausgebaut, modernisierte Media Player wurden integriert und neue Möglichkeiten zur Präsentation didaktischer wurden in Form neuer Paragraph Types (Videogalerie, Bildergalerie, Downloads, etc.) integriert.
Migrationsskripte wurden genutzt, um bestehende Inhalte und Nutzerkonten zusammenzuführen.
Open Source statt proprietärer Services gewährleistet Datenhoheit, vermeidet Vendor-Lock-ins und ermöglicht bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Plattform.
Ein zentraler Identity Provider eliminiert doppelte Benutzerkonten mit unterschiedlichen Profil- und Zugangsdaten und regelt systemübergreifend alle Berechtigungen. Benutzer:innen können ihre Profile zentral verwalten und erhalten einheitlichen Zugang zu sämtlichen Systemen, ohne sich an allen Systemen getrennt anmelden zu müssen.
Künftige Ausbaustufen umfassen Online-Payment und den Kauf digitaler Schulbücher direkt im Webshop, was die Print-Digital-Journey weiter schließen soll.
Die automatisierte Übertragung von Bestellungen in das interne Bestellwesen ist ein weiterer Schritt zur Optimierung und Steigerung der Performance.
Integrierte KI-Tools sollen das Redaktionsteam entlasten, indem sie automatisch Metadaten, Bildbeschreibungen und Inhaltszuordnungen erstellen.
Die Persona-basierten Nutzerbefragungen zeigten signifikante Unterschiede in den User Experience Requirements verschiedener Stakeholder-Gruppen, teilweise abhängig von Alter und digitaler Kompetenz. Während langjährige Portal-Nutzer verlags-spezifische Begriffe und klassische Seitenstrukturen bevorzugen, erwarten neue Nutzer:innen moderne Benutzeroberflächen und allgemein verständliche Bezeichnungen.
Das neue User Interface implementiert ein accessibility-first Design mit Blick auf diverse Nutzergruppen von Schüler:innen bis zu pensionierten Lehrkräften. Dabei kommen bewährte Navigation Patterns und moderne Discovery-Elemente zum Einsatz, um eine stimmige User Journey zu gewährleisten.
Die Zusammenführung historisch gewachsener Nutzer-Datenbestände in den verschiedenen Systemen des Verlags erforderte eine komplexe Migration. Hauptprobleme waren doppelte Benutzerkonten teilweise mit unterschiedlichen E-Mail Adressen oder geänderten Titeln oder Nachnamen sowie inaktive Accounts ehemaliger Nutzer und ID-Konflikte zwischen den Plattformen.
Auch herausfordernd waren GDPR-Compliance-Aspekte: Viele historische Accounts existierten ohne Marketing-Einverständnis, was eine nachträgliche Einholung von Zustimmungen oder entsprechende Datensatz-Kennzeichnungen für DSGVO-konforme Kommunikation erforderlich machte.
Die Integration des Identity Providers, basierend auf OpenID Connect, stellte eine wesentliche Herausforderung des Projekts dar. Dieser zentrale Authentifizierungsmechanismus musste reibungslos mit mehreren unterschiedlichen Systemen harmonieren, darunter die Drupal‑basierte Lernplattform, der Webshop, die E‑Book‑Plattform sowie mobile Anwendungen des Verlags. Dabei gilt es, eine konsistente und sichere Nutzererfahrung zu gewährleisten, indem Rollen‑, Zugriffs‑ und Preiskontrollen systemübergreifend synchronisiert werden.
Besonders komplex gestaltet sich die Implementierung unterschiedlicher Nutzerrollen mit spezifischen Berechtigungen: Lehrkräfte erhalten Zugang zu anderen Materialien und Preisstrukturen als Schüler:innen oder Eltern, wobei die Verifizierung der Lehrerrolle über externe Schulkennzahlen‑Services erfolgt. Technisch erforderte dies den Aufbau robuster Schnittstellen, die Skalierbarkeit unter hoher Nutzerzahl sichern und gleichzeitig Datenschutzanforderungen erfüllen, während die verschiedenen Systeme nahtlos miteinander kommunizieren und Ausfallzeiten minimiert werden.
Die neuen Anforderungen stellten auch hohe Ansprüche an das IT Team des Verlags. Die interne Fachanwendung musste entsprechend angepasst werden, während die bestehenden Daten sorgfältig in ein neues Strukturschema überführt wurden. Dieses musste anschließend nahtlos mit den Integrations-Pipelines des öffentlichen Portals kompatibel sein, um eine reibungslose Datenverarbeitung und Veröffentlichung zu gewährleisten.
Viele Unternehmen setzen auf kommerzielle Drittanbieter und riskieren damit langfristig Kontrolle über Daten, Flexibilität und Erweiterbarkeit der Kerninfrastruktur zu verlieren.
Der Verlag HPT hat bewusst Open Source gewählt und zeigt, dass auch regionale KMUs mit dieser Technologie eine skalierbare, integrierte Digitalplattform betreiben können, die Datenhoheit bewahrt und nahtlos mit Drittsystemen arbeitet.
Die Plattform beweist, dass Drupal nicht nur Enterprise-Kunden, sondern auch KMUs konkurrenzfähige Lösungen bietet. Die Entscheidung für eine klassische monolithische Architektur ermöglichte es, komplexe Anforderungen im Rahmen eines KMU-Budgets mit kurzer Time-to-Market und überschaubaren Wartungskosten umzusetzen.
Das Projekt zeigt, dass regionale Verlage durch Open Source Datenhoheit bewahren und teure Vendor-Lock-ins vermeiden können.