Handbook Germany bietet Infos für Zugewanderte auf einer Website und in einem Forum in 9 Sprachen. Wir haben die Plattformen modernisiert und zusammengeführt.
Handbook Germany:Together begleitet neu zugewanderte Menschen beim Ankommen in Deutschland mit verständlichen, alltagstauglichen Informationen und praktischen Tipps. Die Plattform bietet Orientierung in sieben wichtigen Lebensbereichen: Arbeit, Migration, Wohnen, Familie, Leben, Bildung und Gesundheit. Dabei werden hilfreiche Angebote von Behörden, Organisationen und Vereinen übersichtlich gebündelt, in neun Sprachen und leicht zugänglich.
Besonders lebendig wird die Plattform durch das Community-Forum: Hier können Nutzer:innen nach der Registrierung Fragen stellen, sich austauschen und gegenseitig unterstützen. Ein Team aus Community-Manager:innen und Expert:innen ist aktiv dabei, Beiträge zu beantworten, hilfreiche Hinweise zu geben und den Dialog zu begleiten – offen, wertschätzend und auf Augenhöhe.
Ausgangslage des Projekts war es, die zwei ursprünglich voneinander getrennten Systeme – eine Drupal-7-Website und das Forum auf Basis von OpenSocial – in einer einheitlichen, skalierbaren und zukunftssicheren Headless-Struktur zusammenzuführen.
Als Weiterentwicklung war darüber hinaus der Aufbau einer Online-Beratung für 1:1-Beratungen mit Symfony vorgesehen. Dafür wurde das bestehende Drupal-Backend der Website und des Forums komplett neu aufgebaut, die Inhalte migriert und über eine eigens entwickelte API-Schnittstelle mit einem Next.js-Frontend verbunden. Damit waren drei Systeme für User ohne Brüche wahrnehmbar.
Ziel des Projekts Handbook Germany:Together war es, eine zentrale digitale Plattform zu schaffen, die Systeme zu vereinheitlichen und auf den neusten technologischen Stand zu bringen.
Headless-Systemarchitektur
Technisch bestand die Herausforderung darin, zwei bestehende Systeme (Drupal 7 für die Website und OpenSocial für das Forum) zu einer einheitlichen, zukunftsfähigen Plattform zu verschmelzen, die nicht nur redaktionell pflegbar, sondern auch inhaltlich, visuell und funktional aus einem Guss erscheint. Zudem sollte die Plattform durch eine datenschutzkonforme 1:1-Onlineberatung und eine Suche nach Beratungsstellen (https://handbookgermany.de/de/local-search) erweitert werden. Für alle Teilbereiche galt es, sie vollständig in neun Sprachen übersetzbar zu gestalten, barrierefrei umzusetzen und nahtlos in das neu entwickelte digitale Branding zu integrieren.
Für die Umsetzung des Projekts mit einer Headless-Systemarchitektur nutzen wir das von der Agentur Chapter Three entwickelte Drupal-Framework „NextDrupal“, das die Kommunikation zwischen einem modernen, entkoppelten Frontend (Web-App) und dem Drupal-Backend erheblich vereinfacht. Technisch handelt es sich um ein Drupal-Modul, das ins bestehende System integriert wird und dort die benötigten Schnittstellen und Funktionslogik zur Verfügung stellt.
Das Framework berücksichtigt die Besonderheiten der Drupal-Architektur wie Paragraphs, Entitäten, Nodes und deren spezifische Strukturierungen und stellt eine optimierte Abstraktionsschicht bereit. Dies ermöglicht konsistente Datenabfragen und -verarbeitung. Viele Funktionen und Konventionen sind bereits vorhanden, es müssen nur wenige Anpassungen vorgenommen werden, um Inhalte über die API bereitzustellen oder abzurufen.
Durch den Einsatz dieses Frameworks wird der Headless-Gedanke in Drupal wesentlich weitergedacht: Das Frontend muss sich nicht mehr in die starre Struktur von Drupal-Themes oder Templates einfügen. Stattdessen nutzt es flexibel die bereitgestellten APIs, wodurch sich die moderne Frontend-Technologie Next.js integrieren lassen. Die klare Trennung von Backend und Frontend stärkt die Wartbarkeit, Erweiterbarkeit und Performance der Gesamtarchitektur.
Übersetzung mit Lokalise
Für die Übersetzung der Inhalte und Labels auf den Seiten nutzten wir das Tool „Lokalise“, in das Übersetzungsdateien mit den entsprechenden Keys in- und mit entsprechender Übersetzung exportiert und importiert werden können. So konnten wir sicherstellen, dass auch im System statisch verankerte Begriffe in Buttons, Formulare etc. übersetzt und von der Handbook Germany Redaktion ohne großen Aufwand aktualisiert werden können.
Rollenmanagement mit Keycloak
Neben den regulären Nutzer:innen – der größten Zielgruppe – gibt es zahlreiche weitere Nutzergruppen. Ein komplexes Rechte- und Rollensystem weist diesen je nach Plattform unterschiedliche Berechtigungen zu. So wird das Backend von Handbook ausschließlich von der Redaktion bedient. Im Forum bewegen sich hauptsächlich drei Nutzergruppen: User, Community-Manager*innen sowie Berater*innen. Sie alle benötigen ein Profil in unterschiedlichen Ausprägungen und haben unterschiedliche Userflows. Die Onlineberatung steht nur bestimmten User:innen offen, die von Berater*innen zu einem Gespräch eingeladen wurden.
All diese Regelungen werden via Keycloak verwaltet und je nach Backend-System mit spezifischen weiteren Rechten angereichert. Die Einbindung der Authentifizierungssoftware an die bestehenden und neuen Systeme stellte eine der größten Neuerungen im Projekt dar. Vorhandene Nutzerdaten und Rollen wurden migriert, der Login auf allen neun Sprachen inklusive personalisierter Mails umgesetzt und der Sign-In via Facebook und Google ermöglicht.
Onlineberatung mit Symfony
Obwohl sie vor den Drupal Websites in Symfony entwickelt wurde, stellte die Onlineberatung den Abschluss des Projekts dar. Die Instanz sollte als eigenständiges Modul in die Plattform integriert werden, dabei aber nahtlos im Look & Feel und in der Nutzerführung aufgehen. Komplexe Abläufe wie Terminvereinbarungen, Filterung nach Sprache, Region oder Beratungsthema, der sichere Austausch von Dokumenten sowie datenschutzkonforme Kommunikation über Jitsi mussten in eine intuitive, mehrsprachige Benutzeroberfläche übersetzt werden – inklusive individueller Rollenlogiken für Ratsuchende und Beratende.
Eine der größten Herausforderungen des Projekts Handbook Germany: Together lag in der technischen Neuausrichtung von zwei völlig getrennten Systemen hin zu einer Systemarchitektur mit einem Single Sign On System, Lokalise, die Onlineberatung und zwei Drupal Backends. Dafür musste nicht nur eine neue technische Infrastruktur aufgebaut, sondern auch eine saubere Migration der bestehenden Inhalte sichergestellt werden, insbesondere der Forumsbeiträge aus Open Social, die mit den jeweiligen Kommentaren, Interaktionen und tagged Usern migriert wurden.
Parallel dazu stellte die vollständige Mehrsprachigkeit in neun Sprachen, darunter auch Rechts-nach-Links-Sprachen wie Arabisch, Farsi und Pashto, hohe Anforderungen an Entwicklung und Gestaltung. Alle Inhalte – von redaktionellen Texten bis zu UI-Elementen – mussten über ein zentrales Übersetzungssystem wie Lokalise pflegbar und jederzeit aktuell haltbar sein. Zusätzlich erforderte das Design ein flexibles Layout, das je nach Sprachrichtung funktioniert und visuell konsistent bleibt.
Um die vielen Funktionen der Website und die hohe Anzahl an Useraktionen abzusichern und das Risiko bei Deployments zu minimieren, haben wir automatisierte Akzeptanztests eingeführt. Sie simulieren echte Nutzungsszenarien, wie: Ein User stellt eine Frage, andere Nutzer*innen bekommen eine Benachrichtigung und automatisch wird eine E-Mail verschickt. Diese Tests werden einmal erstellt und laufen bei jedem Deployment automatisch durch. So prüfen wir, ob alle wichtigen Funktionen der Seite – besonders die Kommunikation mit den Nutzer*innen – weiterhin zuverlässig arbeiten. Durch diese Tests können wir Fehler frühzeitig erkennen und beheben, bevor sie live auftreten.
Handbook Germany: Together ist ein Vorzeigeprojekt für den modernen, sozialen und inklusiven Einsatz von Drupal in einer komplexen Headless-Architektur. Es zeigt, wie leistungsfähig, flexibel und zukunftssicher Open-Source-Technologie sein kann, wenn sie intelligent konzipiert und mit gesellschaftlichem Mehrwert umgesetzt wird. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie Drupal als Headless-CMS in Kombination mit modernen Frameworks eine leistungsfähige, mehrsprachige und sozial relevante Plattform ermöglicht.